Samstag, 26. Juli 2014

Ein Abstecher ins Mekong Delta

Aufgrund zahlreicher Empfehlungen von diversen vertrauensvollen Menschen, hatte ich mich dazu entschieden einen zweitägigen Abstecher ins Mekong-Delta zu machen. Da mir die Halong Bay Tour so gut gefallen hat, habe ich auch dieses mal wieder bei Ethnic Travel gebucht.

Los ging es am Samstagmorgen um 8 Uhr. Außer mir war nur noch ein Pärchen mit an Bord. Franzosen, die ihrem Ruf auch gleich wieder alle Ehre machten. Einen halben Zag hat es gedauert, bis sie sich doch mal getraut haben, Englisch mit mir zu reden. Da sie ihren eigenen, französischen Guide hatten, mussten sie es auch nicht. Aber sonst waren sie ganz nett. Ich hatte meinen eigenen Guide, ganz für mich alleine. Meine beste Freundin für die nächsten zwei Tage, wie sie sagte ;) 

Zunächst waren wir zwei Stunden im Bus unterwegs. Weil es regnete, wurde die Tour ein wenig umgestellt, damit wir möglichst trocken durch das Wochenende kommen würden. Das erste Ziel war gleichzeitig der Übernachtungsort. 

Weil ich ja das lokale Leben mitkriegen wollte, hatte ich eine Tour mit Homestay gebucht. Vorab sei schon einmal gesagt, dass die Entscheidung, nur eine Nacht zu machen, auch genau die richtige gewesen ist :) Lustigerweise ist es tatsächlich auch so, dass unsere Herberge ein typisch vietnamesisches Haus im Mekong Delta aus älteren Zeiten war. Die meisten Menschen wohnen inzwischen gar nicht mehr so. Das Haus war relativ groß in der Fläche, hatte aber nur wenige Zimmer, abgesehen von den 'Kammern' für die Gäste. Auch die waren zwar durch Holzwände abgetrennt, oben und unten aber jeweils offen. Wirkte so ein bisschen, wie ein Stall. Immerhin gab es warme Duschen, was nicht selbstverständlich ist. Gekocht wurde in der Küche auf Gasherden, teilweise aber auch außen auf einer Feuerstelle. Der Abwasch und teilweise die Wäsche wurden draußen in den verschiedenen Kübeln gemacht. Es gab aber auch eine Waschmaschine mit dem üblichen kalten Wasser. Wenn bei der Zubereitung oder nach dem Essen Reste anfielen, wurden diese in den Teich vor dem Haus geworfen. Die darin lebenden Elephant Ear Fishes essen alles. Und wir die Fische zum Mittag ;) Allerdings nicht die aus dem Teich. 

Zunächst aber machten ich und mein Guide einen kleinen Spaziergang, solange wir auf das Boot, welches uns durch das Delta kutschieren sollte, warteten. In der Gegend liegt quasi jedes Haus, direkt an einem der unzähligen Flussarme. Eine sehr schöne, idyllische Gegend. 




Kurz nachdem wir das Boot bestiegen hatten, fing es prompt wieder an zu regnen. Aber wie immer, war es nur ein kurzer, heftiger Schauer. Währenddessen die nebenan badenden Jungs Spaß daran hatten, vom Steg auf unser Boot zu klettern, um dann von dort wieder ins Wasser zu springen. 



Nachdem der Himmel wieder aufklarte, kamen wir langsam in Richtung eines schwimmenden Marktes. Hier kommen die Leute aus dem Umland, um hier ihre Waren auf dem Markt zu verkaufen. Im Gegensatz zu Thailand ist das Geschehen hier auch noch echt und nicht nur für die Touristen gestellt. 

Auf dem Rückweg sind wir noch ein bisschen weiter auf den kleinen Nebenarmen gefahren. Spannend ist es zu sehen, dass in diesem Teil des Landes der Fluss noch immer der Lebensmittelpunkt ist und wirklich für alles genutzt wird. Die Menschen waschen sich, ihr Geschirr und ihre Wäsche in dem Fluss, sie schmeißen gleichzeitig aber auch ihren Abfall und spülen ihre Abwasser hinein. Dieses jeweils direkt nebeneinander zu sehen, ist für uns Westler schon sehr gewöhnungsbedürftig. 


Nach der Rückkehr zum Haus gab es dann Mittagessen. Schön säuberlich getrennt, ich und mein Guide an einem Tisch und die Franzosen mit ihrem Guide am anderen. Das hatte sich dann abends aber netterweise schon erledigt und wir haben alle an einem Tisch gesessen. Das Essen war, wie immer lecker aber vor allem viel zu viel. Als erstes gab es den Elephant Ear Fish. Traditionell im Ganzen frittiert. Der Fisch heißt übrigens so, weil er, wenn er Nahrung von der Wasseroberfläche zu sich nimmt, eine Bewegung macht, bei der er sich so einrollt, dass er aussieht, wie ein Elefantenohr. Sehr lecker! Vor allem in Kombination mit Rice Paper, Ananas und Minze. Eine vietnamesische Springroll also. Danach gab es dann noch diverse andere Köstlichkeiten, wie Z.B. Schwein mit Reis, etc. Aber auch Bittermelon Soup. Das Zeug ist eindeutig zu bitter für den westlichen Gaumen. Wurde mir aber auch entsprechend angekündigt. Probiert habe ich sie. Das hat dann aber auch gereicht. Zum Nachtisch wurden Früchte aufgetischt. U.a. Jackfruit, die optische aber wirklich leckere Verwandte der Durian. 


Weil das ganz schön anstrengend war, hatten wir hinterher erstmal eine halbe Stunde Pause, in der ich schön in der Hängematte weggedöst bin. Das Leben kann ja so entspannt sein :) 
Danach ging es aber zu einer fast zweieinhalbstündigen Fahrradfahrt. Wie immer waren die Fahrräder natürlich viel zu niedrig eingestellt. Und die Sattel relativ hart. Da freut sich das Popöchen... Aber dafür war die Strecke umso schöner. Unterwegs haben wir u.a. an einer Reisfabrik und einer Ziegelei halt gemacht. Bei letzterer arbeiten i.d.R. Zwei Personen, die, wenn Ziegel benötigt werden, dann aber fast durchgängig. Zunächst werden die Ziegel aus dem vorhandenen Schlamm geformt und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Danach wird der Ofen angeheizt und während des Brennvorgangs mehrere Tage dauerhaft befeuert. Das ist der Zeitraum, in dem die Arbeiter in zwei Schichten permanent am Ofen sind. Wenn die Ziegel abgekühlt sind, werden sie aus dem Ofen geholt und eine neue Produktion erst begonnen, wenn der Vorrat komplett verkauft wurde. Solange gibt es dementsprechend auch keine Arbeit. 




Apropos Arbeit. Und Geld. Im Laufe der zwei Tage habe ich mich viel mit meinem Guide über das Leben in Vietnam unterhalten. Sie hat mir unter anderem erzählt, dass ihr Freund, ITler, nur ca. 200$ im Monat verdient. Weil das nicht genug für ein gemeinsames Leben ist, haben sie beschlossen, dass er für 2 Jahre nach Japan gehen wird, wo er ca. 1.000$ verdienen wird. In den zwei Jahren werden sie sich nicht sehen, weil Flüge teuer sind und sie so viel wie möglich zurücklegen wollen. 2 Jahre! Sie dagegen verdient bei Ethnic Travel mehr als er aktuell und hat seit sie dort angefangen hat, 13 Kilo zugenommen, weil es immer und gutes und reichliches Essen bei den Homestays gibt ;)

Nach der Rückkehr ins Haus und einer erfrischenden Dusche gab es auch für uns fast schon wieder Essen. Wir mussten nur noch erst mit anpacken. Zum einen haben wir mit Schweinehack gefüllte Blätter gemacht. Das Hack wurde jeweils 2x gewickelt. Einmal mit dem jüngeren Blatt, welches später mitgegessen wird und einem älteren Blatt,welches das Innere vor dem Verbrennen schützen soll. Beides wird dann allerdings auch nochmal zwischen Bananenblättern eingeklemmt und dann über dem offenen Feuer gegart. Lecker! Das zweite, was wir selbst machen durften/mussten, waren die vietnamesischen Pfannkuchen. Den Teig aus Reismehl hatte unsere Gastgeberin schon vorbereitet, wir mussten nur noch einen hauchdünnen Fladen in den Wok gießen, der, wenn er schön kross war noch mit Huhn, Meeresfrüchten und Sojabohnensprossen gefüllt wurde. Auch hier haben wir uns alle einigermaßen achtbar geschlagen. Danach durften wir uns dann auch endlich an den Tisch setzen und die restlichen Köstlichkeiten genießen. Dieses mal war die Suppe aus Wintermelon gemacht. Viel leckerer, als die bittere Verwandte.




Und dann kam die Nacht... Ins Bett gegangen bin ich schon um 20 Uhr. Gab ja sonst ncihts mehr zu tun und draußen nerven eh nur die Moskitos. Tatsächlich war ich aber auch schon nach einer halben Stunde zu müde zum Lesen und bin unter meinem sorgfältig eingefädeltem Moskitonetz eingeschlafen. immer darauf bedacht, nirgendwo an das gespannte Netz anzustoßen, damit die blöden Viecher dort keinen Angriffspunkt haben. Es war relativ laut, weil das Haus überall offen war und eine ganze Menge Grillen in der Umgebung beheimatet sind. Irgendwann nachts wache ich auf, weil ich so ein lautes Brummen höre... Ein dicker, schwarzer Falter flog unter dem Dach und versuchte rauszukommen, was natürlich nicht gelingen konnte. Nach einer gewissen Zeit, war der Falter offenbar sehr müde und fiel deshalb, nachdem er noch einmal gegen die Dachlatten geflogen war, gerade nach unten. Wäre das Moskitonetz nicht gewesen, wäre nach unten geradewegs in mein Gesicht gewesen... Dies und die Tatsache, dass er jetzt hinter meinem Bett feststeckte und vergeblich versuchte, wieder nach oben zu Gelangen kostete mich mindestens eine halbe Stunde, um wieder einzuschlafen. Davon abgesehen war die Nacht aber auch schon wieder um halb sechs vorbei, weil es heute zu dem größeren Floating Market gehen sollte, zu dem wir erst zwei Stunden mit dem Auto fahren mussten.

Dieser Markt war nochmal deutlich größer, als der vom Vortag. Ein reges Treiben herrschte auf dem Fluss. Allerdings auch verursacht durch die zahlreichen Touristenboot. Wir hatten immerhin ein sehr kleines Boot, so dass wir besser an sämtliche Boote rankamen. Es ist schon spannend, das Ganze zu beobachten und eigentlich unglaublich, dass die Leute wirklich ihr Leben auf diesen Booten verbringen. Am Ufer sah man wieder zahlreiche Leute, die ihren Haushalt am und im Mekong schmissen. Man versucht zwar inzwischen von staatlicher Seite, den Leuten zu erklären, dass es nicht gut ist, wenn man alles in den Fluss wirft und hinterher sich, seine Wäsche und das Geschirr darin wäscht. Bis das bei den Leuten angekommen ist, wird es allerdings offensichtlich noch ein bisschen dauern. Vielleicht auch verständlich, wenn man so wenig zum Leben zur Verfügung hat. Den Fluss zu nutzen kostet immerhin nichts. 




Nächster Stop: Local Market, dieses mal an Land. Davon habe ich inzwischen ja nun schon einige gesehen. Aber Spaß macht es immer wieder. Vor allem, wenn man noch ein paar mehr Erklärungen zu einzelnen Sachen bekommt. Und hier hatte ich ein kleines, schönes Erlebnis. Als wir durch die Gänge streiften, kam ich an einem kleinen Jungen vorbei, der kleine, runde Früchte in de Hand hielt. Da ich ja generell ein freundlicher Mensch bin, habe ich ihn angelächelt, woraufhin er mir eine der Früchte in die Hand drückte. Es war wieder eine der vielen Verwandten der Litschi, sehr lecker! Ich habe mich bei ihm bedankt und ihm zu verstehen gegeben, dass ich die Früchte mochte. Als wir ein paar Schritte weitergegangen waren, stand der Junge auf einmal wieder neben mir und gab mir noch mehr von den Früchten. Ehrlicherweise hatte ich nach all den Erlebnissen, die ich bisher hatte, erwartet, dass gleich seine Mutter hinter ihm auftauchen würde um mir noch viel mehr dieser Früchte zu verkaufen. Aber das passierte nicht. Er wollte mir einfach nur noch mehr geben, weil sie mir geschmeckt hatten. Ein kleiner Moment des Glücks :) 




Wieder zurück auf dem Boot, ging es zurück in die kleineren Nebenärme, mit einem weiteren Stop an ein paar touristischeren Shops. U.a. ein laden in dem Rice Paper und Coconut Candy aller Art hergestellt wurde. natürlich inkl Kostproben :) Dank unserer Guides wurden wir immerhin nicht ganz so penetrant, wie sonst üblich, belagert und bequatscht. Sehr angenehm. 

Später ging es mit dem Bus weiter zum nächsten Homestay. Die Franzosen würden hier noch eine Nacht verbringen. ich bekam hier nur mein Mittagessen. Lecker! Von hier aus unternahmen wir noch eine kleinere Fahrradtour, vorbei an Karaoke-singenden Leuten, die so ihre Mittagspause verbringen. Herrlich! Voller Inbrunst singen sie die Lieder mit und stören sich nicht, dass man das noch 100 Meter weiter hört. Da die Wege hier deulich schmaler waren, als am Tag zuvor, waren es auch die Brücken, die zudem in der Regel nicht einmal eine Begrenzung an den Seiten hatten. Viele Flussarme, viele Brücken, ein Fast-Total-Crash! Mein Guide fuhr die ganze Zeit vor mir. Und dann hat sie eine der Brücken leider nicht richtig erwischt. Das Fahrrad rutsche nach rechts ab. Sie hat es aber tatsächlich geschafft, sich selbst auf der Brücke zu halten und das Fahrrad nicht loszulassen. So haben wir es dann zusammen wieder auf die Brücke hochgezogen. Das wäre eine schöne, matschige Nummer geworden... So hatten wir wenigstens was zu lachen. 


Da es an diesem Tag unfassbar heiß war und mein Guide trotzdem wieder in voller Montur auflief, um keine Sonne abzubekommen, haben wir uns auch nochmal über dieses Thema unterhalten. Cih meine, ich schwitze ja schon viel, aber wie kann man bei 33 Grad mit T-Shirt, Sweatjacke, langer Hose und Hut rumlaufen? Sie sagte dann nochmal, dass es für die Asiaten ein Zeichen von besserer Stellung ist, weiß zu sein. Dadurch wird deutlich, dass man sich nicht der körperlichen Arbeit auf dem Feld hingeben muss. Bei uns Westlern wäre es ja auch nicht anders, meinte sie. Wir würden immer alle braun werden wollen. Womit sie recht hat. Aber wenn ich so darüber nachdenke, wollen wir das ja nicht, um Leuten zu zeigen, dass wir so viel Geld verdienen, dass wir es uns leisten können in ferne Länder zu reisen. Bei uns hat es doch mehr den Aspekt, dass man allgemein gesünder/besser aussieht, wenn man einen Teint hat. Oder nicht? Klar, gibt es bei uns auch den Klassenunterschied und leute, die in diesen denken. Aber so ausgeprägt, wie in Asien ist es ja lange nicht. Das macht unser Leben, neben der eh generell besseren finanziellen Situation, doch erheblich einfacher, finde ich.

Nach der Fahrradtour hatte ich noch ca. eine halbe Stunde, um in der Hängematte zu entspannen, bevor es zurück in Richtung HCMC ging. Auf dem Rückweg nahmen wir noch eine Schweizerin mit, die die Nacht zuvor in dem Homestay verbracht hatte. Sie war wirklich genervt von Vietnam und froh, am nächsten Tag nach Hause zu fliegen. Sie reist normal eher nach Südamerika und findet es dort viel netter und angenehmer. Was allerdings auch daran liegen kann, dass sie Spanisch spricht und deshalb besser mit den Leuten kommunizieren kann. Das Gefühl, über den Tisch gezogen zu werden ist vermutlich immer größer, je weniger man versteht.  Außerdem hatte sie ursprünglich geplant, die Reise mit ihrem Freund zu machen, von dem sie sich aber kurz vorher getrennt hatte. Nichtsdestotrotz bin ich schon jetzt gespannt, wie ich es im Vergleich empfinde, wenn ich nach Guatemala und Mexiko kommen werde.

Insgesamt hat sich der Ausflug wirklich Spaß gemacht und sich gelohnt. An der ein oder anderen Stelle wäre es nett gewesen, wenn ich nicht die einzige Englisch-sprechende gewesen wäre. Wenn man einen Guide für sich alleine hat, muss man echt ganz schön viel reden. und ab und zu ist eine Pause auch mal ganz schön :)

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