Donnerstag, 19. Juni 2014

Heiraten...

...ist ja eh ein allgegenwärtiges Thema, wenn man Mitte dreißig ist. Warum also nicht auch gleich hier das Thema aufnehmen.

Zunächst war Florian bei seiner Chinesisch-Lehrerin zur Hochzeit am Samstagvormittag (7.6.) eingeladen. Eine Mormonen-Hochzeit zweier Chinesen. Das kommt nicht alle Tage vor, denn das Thema "religion is very sensitive" in China. So fand die Feier auch in einem Privathaus in einem Compound (bewachte Wohnanlage, vornehmlich für Expats und betuchtere Chinesen) statt, welches von den chinesischen Mormonen als Kirche/Gemeindehaus genutzt wird. 


Entgegen unseren Erwartungen war das, was dort ab 10 Uhr stattfand auch nicht nur die Zeremonie, sondern die gesamte Hochzeitsfeier. Die eigentliche, offizielle Trauung hatte bereits vor einiger Zeit in Hongkong stattgefunden. Bei der Feier werden dann eher diverse Rituale durchgeführt und hinterher wird gegessen. Westliches Buffett, weil es ja was Besonderes sein soll ;) Ein bißchen enttäuschend für mich, aber die anderen haben sich gefreut und ich habe ja noch genug Zeit, die asiatischen Köstlichkeiten zu geniessen.

Auch wenn wir nicht wirklich verstanden haben, was während der Feier passierte, war es eine sehr schöne Veranstaltung. Am Anfang, was nach chinesischer Art letztendlich erst um 11 Uhr war - und wir hatten schon ein schlechtes Gewissen, weil wir erst um Punkt 10 Uhr dort aufgelaufen sind, dabei waren wir lange nicht die letzten - durften alle Gäste dem Brautpaar ihre Fragen stellen, die sie so hatten. Das ging von "was liebst Du an Deiner Frau am meisten, über die Aufgabe, den Heiratsantrag noch einmal nachzuspielen. Sie mussten jeweils innerhalb von 10sec 1 Liter Tee trinken, irgendein trockenes Gebäck essen, usw. Da freut man sich als Braut in einem engen Kleid dann auch so richtig drüber. Natürlich gab es auch die traditionellen Rituale, wie das Anschneiden der Hochzeitstorte und der Kuss. Dieser allerdings war gar nicht so einfach. Chinesen, küssen sich normalerweise nicht in der Öffentlichkeit. Der Braut fiel es denn auch sichtlich schwer, dieses nun zu ignorieren. Dem Bräutigam ging es da ganz anders. Mag sein, dass dies aber auch Ausdruck der Tatsache ist, dass er bereits im Ausland gelebt hat. 
Auf jeden Fall war aus all dem, was im Laufe des Vormittags passierte zu erkennen, dass das Brautpaar ein sehr sympathisches und freundliches ist. Eines mit offensichtlich vielen Freunden, die alle viel Gutes und Herzliches zu Ihnen zu sagen wussten. Eine schöne und außergewöhnliche Erfahrung.

Die nächste, eher skurrile Erfahrung haben wir uns dann gleich im Anschluss gegeben. Das Einzige, was ich bei meinem ersten Besuch vor zwei Jahren nicht geschafft hatte, war der Besuch des Wedding-Market im Renmin-Park am Volksplatz. Da wir thematisch eh schon einmal dabei waren, und dieser immer nur samstags stattfindet, haben wir uns also aufgemacht. Unfassbar! Hier treffen sich jede Woche Eltern von unverheirateten Kindern (in China sollten Frauen bis 25 und Männer bis 30 geheiratet haben, um nicht als "schwer vermittelbar" zu gelten), und versuchen diese an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Und das mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass Touristen, die das Treiben zu genau fotografieren wollten, auch schon mal angebrüllt werden. Wobei das Brüllen und Keifen, jetzt grundsätzlich nichts ungewöhnliches ist bei den Chinesen. 


Es werden dann jeweils Zettel ausgefüllt, auf denen Name, Größe, Gehalt und weiteres stehen. Dies wird ggfs. - aber nicht zwingend - durch ein paar Bilder ergänzt und dann können die Interessenten Fragen stellen und später in Verhandlungen treten. Dieser Markt ist auf jeden Fall sehr groß und wird mit einer unglaublichen Ernsthaftigkeit betrieben, dass man nur fasziniert sein kann. Für mich ist das allerdings eher keine Alternative. Nicht selten ist eine Bedingung, dass die Frau nicht größer als 1,65m sein sollte. Schade...




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