Als Hauptstadt hatte ich eigentlich von Peking erwartet, dass es mindestens so gross und laut, wie Shanghai ist. War aber nicht so. Das Gegenteil ist der Fall. Dadurch, dass vor allem im Stadtkern zum grossen Teil noch die alten Hutongs bestehen - kleine Gassen mit Haeusern, die vornehmlich nur ein Stockwerk haben - wirkt alles viel laendlicher und kleiner, als Shanghai. Man merkt gar nicht, dass ueber 20 Millionen Menschen in dieser Stadt wohnen.
Oftmals sind in diesen Strassen auch nur lange Mauern mit einer einzigen Tuer. Wenn man in diese reinschaut, sieht man, dass sich hinter diesen Mauern diverse Haeuser und Eingaenge befinden.
Die Chinesen wohnen wirklich auf sehr kleinem Raum. und die Anzahl der oeffentlichen Toiletten in diesen Vierteln laesst darauf schliessen, dass durchaus nicht in jedem Haus eine eigene Toilette vorhanden ist. Dicke Autos fahren sie allerdings trotzdem alle iRgendwie...
Apropos Toilletten... Da hatte ich mein erstes Erlebnis schon nach ein paar Tagen. Im Hostel gab es zwar normale Toiletten, allerdings hingen ueberall Hinweisschilder, dass man bitte das Klopapier in den nebenstehenden Eimer werfen moege, da die Toiletten sonst verstopfen wuerden. Offensichtlich hat das einer meiner Dorm-Mates nicht beachtet. Und so war am dritten Tag die Toilette im Zimmer verstopft. Das ist der Nachteil, wenn man ausschlaeft und das Badezimmer in Ruhe nutzen moechte. Soweit so gut. Also Beschloss ich erstmal loszugehen und unterwegs "einzukehren". Meine Vermutung, mit McDonalds eine relativ sichere Wahl zu treffen, war allerdings falsch.
Fuer die, die es nicht erkennen koennen, die Toilette ist in den Boden eingelassen und die geriffelten Flaechen rechts und links sind fuer die Fuesse vorgesehen. So hatte ich also mein erstes Erlebnis mit einer Squat-Toilette. Spaetestens, wenn man die Dinger benutzen muss, weiss man, warum man nach dem Sport dehnen sollte. Es hilft, wenn Muskeln und Baender nicht verkuerzt sind...
Ansonsten habe ich mir in Peking aber auch einiges angeschaut und feststellen koennen, dass alleine Reisen und in Hostels Leute kennenzulernen tatsaechlich einfach ist. In der Tat sind die meisten Leute auch entspannte 10 Jahre juenger, als ich, aber wenn man ein bisschen genauer hinschaut, sind auch da sehr angenehme, unaufgeregte Exemplare dabei.
So bin ich z.B. am ersten Tag gleich auf eine Australierin getroffen, die ich gebeten hatte, ein Foto von mir zu machen und mit der ich dann den ganzen Tag in der Verbotenen Stadt im Jingshan-Park und auf dem Night Food Market verbracht habe.
Tatsaechlich war ich von der Verbotenen Stadt ein wenig enttaeuscht. Die Vorstellung, dass dort frueher nur der jeweilige Kaiser mit seinem Gefolge gelebt hat und sonst niemand dieses Gebiet betreten durfte, ist schon besonders. Aber die Gebauede an sich, aehneln sich doch sehr und finden sich auch durchaus das ein oder andere mal im Stadtbild wieder. Nichtsdestotrotz gehoert das auf jeden Fall zu einem Peking-Besuch dazu.
Man beachte bei dem Bild, dass die liebe Australierin, wie eine gute Kommunistin, das Bild so geschossen hat, dass nicht etwa ich, sondern der gute Mao im Hintergrund scharf abgebildet wird. Vielleicht hatte meine Mutter tatsaechlich Recht und das System hier manipuliert uns unbewusst doch ;P
Der Jingshan-Park liegt direkt hinter der Verbotenen Stadt und bietet eine tolle Aussicht ueber die Stadt. Deshalb bin ich ein paar Tage spaeter auch noch einmal hierher gekommen, um bei besserem Wetter Fotos zu machen.
Die Verbotene Stadt von aussen.
Als Unesco-Weltkulturerbe - die tummeln sich auf diesem Teil meiner Reise hier wirklich zuhauf - war der Tempel of Heaven Park eine weitere Station. Bei 33 Grad, Sonne und komplett abgesperrten Rasenflaechen kann man sich allerdings auch Schoeneres vorstellen. Immerhin wurde man hier mal wieder Zeuge der zahlreichen Fotoshootings, die die Chinesen fuer Ihre Hochzeiten machen. Jeweils schon ein paar Tage oder Wochen vor der Hochzeit und in voller Montur, damit die Ergebnisse dann zur Feier auch praesentiert werden koennen. Zur Abwechslung durfte ich auch hier mal wieder mit ein paar Chinesen posieren. Als ich sie dann bat, auch von mir ein Foto mit ihnen auf meiner Kamera zu machen, quasi als Beweis, hat das leider nicht geklappt. Der gute Mann hat zwar so getan, als wenn er ein Foto geschossen haette, als ich spaeter nachgesehen habe, war aber keines auf der Kamera zu finden. Mein Fehler, wenn ich tatsaechlich noch eine Kamera mit mechanischem Ausloeser nutze. Dafuer hat man doch heutzutage IPhone und IPad. Irgendwie hatte ich nur gedacht, dass wenn einer mit Kameras umgehen kann, dann die Chinesen. Na ja...
Ansonsten habe ich in Peking vor allem auch lecker gegessen. Ach, ist das jedes mal spannend, wenn man in ein "Restaurant" geht, in dem wenigstens Bilder der Gerichte an den Waenden haengen, inkl. preis und man dann, wenn das Essen kommt, sieht, ob es sich bei dem Abgebildeten wirklich um das handelt, was man glaubt bestellt zu haben oder eben auch nicht.
Hierbei handelte es sich bei der Beilage dann auch eben nicht um gruene dicke Bohnen, wie vermutet, sondern um eingelegten Knoblauch. auch nicht so schlecht. Aber aufgegessen habe ich das dann doch nicht. Am Ende ist man aber auch ganz schoen viele Kohlehydrate und gar nicht so viel Gemuese. Entgegen der Vorstellung, dass Asiaten alle so wahnsinnig gesund essen, muss man manchmal schon sehr genau darauf achten, dass man genug Vitamine zu sich nimmt. Liegt aber vieleicht auch daran, dass man bei den frischen Obstsaeften, und geschnittenen Fruechten, die es am Strassenrand gibt, eher mal nicht zugreift, weil man nicht weiss, wie lange dass schon rumsteht oder aus welchem Wasser die zugehoerigen Eiswuerfel gemacht wurden. Lecker ist es aber auf jeden Fall alle mal. Und Spass macht es auch, wenn die Leute einem den "Daumen hoch" zeigen, weil man als Westlicher in ein lokales Restaurant geht. Allerdings sind die Inhaber auch immer recht freundlich und greifen sogleich nach der Fliegenklatsche oder Aehnlichem, damit sie auf die unterschiedlichen Abbildungen zeigen koennen und so sichergehen, dass sie auch wirklich verstanden haben, was man bestellen will.
Zum Abschluss meines Peking-Besuchs habe ich natuerlich noch mal beim Olympiagelaende vorbeigeschaut.
Ansonsten bin ich in den zwoelf Tagen, die ich da war, dreimal zur Massage gewesen und habe veruscht meinen Ruecken in den Griff zu kriegen. Hat noch nicht ganz geklappt, wird aber langsam besser. Obwohl ich die vermeintlich sichere Variante, mit englisch sprechendem Personal genommen habe, musste ich fuer insgesamt 5,5h Massage knapp 100€ zahlen :) Der Versuch, in Peking noch einmal zum Arzt zu gehen, ist klaeglich gescheitert. Lt. Lonely Planet, sollte es in dem Krankenhaus, was nciht weit entfernt von meinem Hostel war, einen extra Fluegel fuer auslaendische Patienten mit englisch-sprechendem Personal geben. Als erstes waere es dann ja schon mal gut, wenn man auch die Beschilderung entsprechend gestaltet und nicht nur ab und zu englische Texte nutzt. Besonders gut, fand ich, dass auf manchen Hinweisschildern stand, in welchen Haeusern sich die Abteilungen befinden sollten. Die Hauser selbst aber nur in chinesischen Schriftzeichen betitelt waren. Das macht es nciht so einfach 3F zu finden... Als ich aber letztendlich die Station gefunden hatte, in der man mir bestaetigte, dass sie fuer internationale Patienten sei, konnte am Ende doch keiner wirklich Englisch sprechen. Das habe ich die Nummer mal lieber auf Hongkong verschoben und mir schon mal vorab von Wiebke einen Termin bei einem Ihrer Aerzte machen lassen...
Alles in allem hat Peking mir sehr gut gefallen. Zwoelf Tage sind definitiv zu lang. Wenn man fit ist, reichen wahrscheinlich maximal sieben. Und so langsam wird es dann auch wirklich Zeit, mal in die Natur zu kommen. Da war der Trip zur Mauer auf jeden Fall schon einmal eine willkommene Abwechslung.
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