Als der Bus in die Stadt fuhr, fühlte ich mich zunächst erst einmal, als wäre ich in einem Skiort in Österreich gelandet. Die Skisaison in Neuseeland war gerade noch in ihren letzten Zügen. Mein Hostel lag ca. 5min vom Zentrum, direkt am Lake Wakatipu. Sehr nett und entspannt. Direkt am ersten Abend traf ich im Aufenthaltsraum auf zwei Frauen, eine ältere Neuseeländerin, die früher als Physiotherapeutin überall auf der Welt gearbeitet hat und jetzt ihren Ruhestand genoss und eine deutsche Ärztin, die auch ihren Job gekündigt hatte und nun für ein paar Monate auf Reisen war. Zwischendurch denke ich immer mal wieder, dass ich auch Medizin hätte studieren sollen ;) Sie erzählte mir, dass sie das schon öfter gemacht hatte. Alle paar Jahre kündigt sie, geht für einige Zeit reisen und sucht sich dann einen neuen Job, was als Mediziner in der Regel kein Problem ist. Und außerdem verdient man genug, um immer zwischendurch zu sparen.
Nachdem wir uns auch über unsere Gebrechen ausgetauscht hatten, bot mir die Ärztin an, mit mir zur Apotheke zu gehen, um zu sehen, ob sie mir mit ihrem deutschen Arztausweis die höherdosierten Schmerzmittel besorgen könnte. Natürlich ging das nicht. Man benötigt ein neuseeländisches Rezept. Dafür entschieden wir uns dann aber noch etwas Essen zu gehen. Es war wirklich nett, mal wieder etwas tiefgehender mit jemandem zu sprechen, der in der gleichen Situation, wie ich aber auch etwas älter ist. Das Restaurant war wirklich nett und gemütlich, das Essen lecker. Also gönnten wir uns abschließend noch ein weiteres Getränk.
Am nächsten Vormittag traf ich mich mit Logan, einem Neuseeländer, den ich - natürlich - über Tinder kennengelernt hatte. Sensationell, in Neuseeland dauerte es grundsätzlich nie länger, als eine halbe Stunde, nachdem ich mich in einer neuen Stadt eingeloggt hatte, bis ich die erste Nachricht bekam :) Wir machten einen nette kleinen Hike auf den Queenstown Hill zum Basket of Dreams. Die Aussicht war traumhaft, der Aufstieg recht anstrengend. Eigentlich ist der Hike nicht der schwierigste. Da Logan allerdings seit 13 Jahren als Guide in und um Queenstown arbeitet und nix anderes macht, außer hiken - oder wandern, auf deutsch ;) - hat er ein gutes Tempo vorgelegt. Wenigstens redete er dabei auch die ganze Zeit und erzählte alles mögliche über die Pflanzen, Tiere und den Basket of Dreams. So konnte ich mich ganz auf das Gehen und Atmen konzentrieren. Der Künstler, der den Basket of Dreams entwarf und umsetzte, hat dafür übrigens 1 Mio. NZ$ bekommen. Vielleicht wäre Kunst auch eine Sache, die ich in Erwägung ziehen sollte, für meine Pläne nach der Reise...
Nachmittags spazierte ich dann am Ufer des Lake Wakatipu entlang, bis es anfing zu dämmern. Ich hätte noch ewig weiterlaufen können, weil es so schön war und man immer weiter und weiter gehen will, um zu sehen, was hinter der nächsten Ecke noch kommen könnte.
Den nächsten Tag verbrachte ich wieder mit Logan. Da die Wintersaison fast vorüber und die Saison der Great Walks (mehrtägige 'Wandertouren') noch nicht begonnen hatte, hatte er nicht besonders viel zu tun. Vormittags machten wir einen einfachen Hike am See danach fuhren wir nach Arrowtown. Ein kleiner Ort, 20min von Queenstown entfernt Und ehemaliges Goldgräberstädtchen, deren Gebäude immer noch entsprechend aussehen. Hinterher gingen wir Klettern, oder besser Abseilen. Ich hatte das noch nie gemacht, aber es machte echt Spaß! Wie gerne hätte ich auch das Raufklettern ausprobiert, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das meinem Rücken nicht helfen würde. Und manchmal bin ich dann ja doch vernünftig. Schließlich lagen ja noch einige Monate vor mir und die würde ich gerne irgendwann auch mal ohne Schmerzen verbringen.
Für den Nachmittag musste Logan dann kurzfristig doch noch arbeiten. Glück für mich, ich durfte nämlich umsonst mitkommen. Eine 4WD-Tour (4WD = Four-Wheel-Drive, in diesem Fall der gute alte Landrover) nach Arrowtown, durch den Arrow-River und entlang der Skippers Road. Alles Schauplätze des Goldrausches 1862. der Arrow-River ist übrigens auch im Herr der Ringe zu sehen, in der Szene, in der die Nazgul durch den Fluss den Hobbits folgen. Der Hintergrund ist allerdings ein Canyon am Shotover River, ein paar Kilometer entfernt. Selbst das perfekte Neuseeland ist also noch nicht perfekt genug für die Hollywood-Produktionen, da wird einfach komplett alles zusammengeschnippelt. Die Skippers Road führt durch den Skippers-Canyon, dort wurde zuerst Gold gefunden und zum Transport des Goldes wurde dann eine Straße benötigt. Sie ist heute noch fast im gleichen Zustand, wie damals und deshalb nur mit den 4WDs zu befahren. Die meiste Zeit ist sie nur einspurig und der Abgrund ziiiieeeemlich nah und steil und tief. Nach einer kleinen Kaffeepause und einem Stopp an einem weiteren Aussichtspunkt ging es dann zurück.
Die Tour war ja ganz nett, wie man allerdings dafür Geld ausgeben kann, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Für umsonst nehme ich es natürlich gerne mit. Netterweise hatte ich aber auch vorher und hinterher beim Putzen des Autos geholfen. Da bin ich ja unkompliziert und mir für nichts zu schade ;) Allerdings hätte ich gut auf die nassen Füße vom Abspritzen des Autos mit dem Kärcher verzichten können...
Abends sind wir dann noch Essen gegangen. Lecker Neuseeländisches Lamm! Soooo gut. Ich finde es aber jedesmal wieder befremdlich und auch wirklich ungemütlich, wenn man direkt mit der Bestellung bezahlen muss. Komisches Gehabe, traut man sich so wenig über den Weg ;)
Fast hätte ich dann auch noch bei Logan geschlafen. Als wir zum Hostel zurückkamen, war es nämlich schon nach 22 Uhr. Das hieß, dass die Eingangstür und nur mit einem Code geöffnet werden kann. Der Code wird täglich geändert. Da ich nicht damit gerechnet hatte, so spät nach Hause zu kommen, hatte ich morgens nicht auf den neuen Code geachtet... Glücklicherweise saßen noch ein paar Leute im Aufenthaltsraum, ansonsten hätte ich die Nacht in einer 4er-WG auf der Couch verbringen müssen. Auf die Blicke konnte ich gut verzichten. Dieser Aktion fielen dann allerdings mein Schal und meine Mütze zum Opfer... Als ich Logan bat, kurz zu warten, bis ich wusste, ob ich ins Hostel reinkommen würde, hatte ich die beiden Sachen auf dem Autodach abgelegt und hinterher natürlich nicht mehr dran gedacht. Der Schal war am Ende in der Tür eingeklemmt und vom Schleifen auf der Straße so schmutzig, dass ich ihn nicht mehr sauber bekam. Die Mütze war gleich ganz weg. Na ja, so ist das halt, wenn man so lange unterwegs ist, da gehen ein paar Sachen auf dem Weg verloren.
An meinem dritten Tag ging es dann nach Milford Sounds. Alle, die schon mal dort waren, hatten gesagt, ich müsste das unbedingt machen. Allerdings braucht man mit dem Bus sechs Stunden, um dort hinzukommen. Dort angekommen kann man dann eine zweistündige Bootsfahrt durch die Sounds machen. 12 Stunden Busfahrt hörten sich für mich nicht besonders attraktiv an und mein Rücken hätte das mit Sicherheit nicht mitgemacht. Auch, wenn die Fahrt an sich traumhaft schön sei soll. Aber was kostet die Welt! Ich beschloss dann die rückenfreundliche Version zu machen und buchte den Scenic Flight. Der würde pro Weg jeweils nur 35min dauern, weil er nicht um sondern über die Southern Alps ging. Und die Nummer war auch absolut fantastisch! Hier zeigte sich auch mal wieder, was für Vorteile das Alleinreisen hat. Der Pilot lud mich nämlich ein, den Platz neben ihm zu besetzen, weil alle anderen Passagiere mindestens 2er Gruppen waren :) Insgesamt waren wir sechs Passagiere und die Maschine klein aber fein und laut. Der Flug war großartig! Mal wieder bestes Wetter und eine sensationelle Sicht. Nach der Landung hatten wir eine viertel Stunde, bis das Boot ablegen würde. Es war eines der kleineren, exklusiveren, natürlich. Allerdings sahen die Größeren so aus, als wenn sie eine Heizung hätten, was bei den Temperaturen nicht das Schlechteste gewesen wäre. Vor allem auf dem Rückweg, als wir fast die komplette Zeit im Schatten fuhren, war es grenzwertig. Die Fahrt ging entlang der Felsen im Sound bis zum Meer und dann praktisch den gleichen Weg wieder zurück. Die sonst üppigeren Wasserfälle waren zu diesem Zeitpunkt recht dünn, was daran lag, dass es fast einen ganzen Monat nicht geregnet hatte. Das gute Wetter, welches ich die ganze Zeit genießen konnte, hatte also nicht nur Vorteile. Es war aber immer noch berauschend schön und unterwegs trafen wir auch noch ein paar Seehunde, die sich entspannt in der Sonne aalten.
Während der Fahrt unterhielt ich mich die meiste Zeit mit einem amerikanischen Pärchen und deren Mutter. Die beiden hatten die die letzten Jahre in Neuseeland gelebt und würden vor Ende des Jahres wieder zurück in die USA gehen. Deshalb war seine Mutter jetzt nochmal zu Besuch, alleine, weil ihr Mann keine Lust hatte mitzukommen. Die drei luden mich auch noch ein, mit ihnen zu Abend zu essen. Ich war schon verabredet, fand es aber mal wieder faszinierend, wie leicht es ist, Gesellschaft zu finden. Ich bin aber natürlich auch echt ein netter, interessanter Mensch, mit dem man gerne Zeit verbringt :)
Mittags war ich dann zurück in Queenstown. Da ging es nochmal mit der Seilbahn hinauf auf den Bob's Peak. Eine der Attraktionen, die man unbedingt machen muss. Sagt zuumindest die Werbung. Ich fand es eher so semi. Die Aussicht vom Queenstown Hill war deutlich schöner und kostete nix im Vergleich zu 20 NZ$. Es lohnt sich sicher, wenn man gerne den Hügel runterrodeln möchte, was man dort auch kann. Ansonsten ist es eher eine Ansammlung von teuren Touri-Lokalen und -Geschäften.
Abends gab es dann Essen und Rugby. Ich wollte mir vor meinem Stadionbesuch in Wellington von Logan wenigstens noch ein paar Regeln erklären lassen. Vorbereitung ist schließlich alles...
Insgesamt fand ich die Zeit in Queenstown großartig und hätte gerne noch ein paar Tage dort verbracht. Aber es stand ja noch so viel auf dem Plan und wenn alles andere so toll sein würde, wie das, was ich bisher gesehen hatte, wollte ich nichts davon verpassen!
Insgesamt fand ich die Zeit in Queenstown großartig und hätte gerne noch ein paar Tage dort verbracht. Aber es stand ja noch so viel auf dem Plan und wenn alles andere so toll sein würde, wie das, was ich bisher gesehen hatte, wollte ich nichts davon verpassen!
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