Ich wurde dann aber vor allem erstmal von netten Deutschen am Flughafen abgeholt. Tina, eine ehemalige Kollegin von Sportfive, und ihr dreijähriger Sohn Neil erwarteten mich schon fast am Ausgang. Tina hatte ihr Handy zu Hause vergessen und ich musste meins erstmal aufladen, als ich ankam. Also wurde nichts aus dem verabredeten Zusammenklingeln. Aber gefunden haben wir uns dann trotzdem.
Familie Peters hat mich auch für die ersten fünf und die letzten zwei Tage meines Aufenthalts in ihrem Haus ca. 20min außerhalb von Christchurch aufgenommen. So hatte ich nach Shanghai nicht nur wieder bekannte Gesichter um mich, sondern konnte auch erst einmal in Ruhe überlegen, wie ich die nächsten 3,5 Wochen gestalten wollte. Dank exzellenter Busverbindungen und Tipps von diversen Leuten, war das dann auch gar nicht so schwer.
Die ersten Tage gestalteten sich also erst einmal ganz entspannt. Ein bißchen Sightseeing in Christchurch und Umgebung, lecker Frühstücken ohne Neil, Eisenbahn spielen mit Neil, schlendern über den Farmer's Market und einfach ausruhen. Und was habe ich gesund gegessen in der Zeit! Tina kocht echt lecker, frisch und mit viel Gemüse. Wenn der dreijährige Sohn sämtliches Gemüse ist und von gefrorenen Beeren mit Naturjoghurt spricht, wenn er noch was Süßes nach dem Essen will, hat man eine Menge richtig gemacht, würde ich sagen.
Nachdem ich schon einen Tag mit den beiden durch die Stadt geschlendert und zum Victoria Park gefahren war - von dem man einen herrlichen Ausblick auf die Banks Peninsula hat - machte ich mich auch nochmal alleine in die City auf. Zum einen wollte ich zum Krankenhaus, weil meine Schmerztabletten sich dem Ende zuneigten und zum anderen nahm ich mir nochmal Zeit zum Fotografieren.
Das mit dem Krankenhaus hatte sich dann schnell erledigt, nachdem man mir sagte, dass ein einfacher Termin beim Arzt, damit mir dieser ein Rezept ausstellen könnte, 400 NZ$ kosten würde. Ich entschied mich lieber für die Variante, die niedriger dosierten, frei käuflichen Tabletten zu nehmen und davon dann einfach mehr.
Das Fotografieren nahm mehr Zeit in Anspruch. Christchurch ist tatsächlich eine sehr spezielle Stadt. Eigentlich die zweitgrößte Stadt in Neuseeland, zerstörte das zweite der beiden großen Erdbeben in 2010 und 2011 fast den kompletten Stadtkern. Lt. Tina war in der ersten Zeit nach dem Erdbeben die gesamte City abgesperrt, heute kann man die meisten Straßen wieder passieren, allerdings sind die Auswirkungen noch immer ziemlich präsent und das Zentrum eher nicht mehr vorhanden. Überall stehen kaputte, leere und abgesperrte (Geschäfts-)Häuser, die teilweise aussehen, als wenn hier ein Krieg geherrscht hätte - über und über mit Löchern und Rissen bedeckt. Ich hatte das Gefühl, dass nur nicht alle kaputten Häuser gleichzeitig abgerissen werden, weil dann nur noch eine große, freie Fläche wäre, wo früher das Herz der Stadt schlug. Auf der anderen Seite gibt es aber auch unzählige schöne Ecken, wie z.B. den Botanischen Garten, die überall blühenden Magnolienbäume und die Stellen, an denen die Gap Filler bestehende Freiflächen für einen gewissen Zeitraum füllen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit lokalen community groups, Künstlern, Architekten und sonstigen Leuten, die daran Spaß haben, kreativ zu sein. Im Mittelpunkt der Installationen/Nutzungen sollen stets die Menschen stehen (www.gapfiller.org.nz). Weiteres Zeugnis der Kreativität in der Stadt, sind die vielen Graffitis, von denen einige von den jeweiligen Rettungs-Teams hinterlassen wurden, die in dem jeweiligen Stadtteil nach dem Erdbeben 'aufgeräumt haben.
Vielleicht auch deshalb und weil es ein Ort ist, an dem einfacher Arbeit zu finden ist, als anderswo in Neuseeland zieht es immer noch viele Leute nach Christchurch. Tatsächlich auch gerade wegen der Erdbeben. Aufgrund der nötigen Arbeiten für den Wiederaufbau sind eine Menge Arbeitsplätze zusätzlich entstanden.
Beim Schlendern durch die ReStart Mall, einem temporären Einkaufszentrum aus Containern, konnte ich dann noch so gerade noch meinen Kaufrausch unterdrücken. Sooo viele schöne Kleinigkeiten, ein bisschen, wie bei Kalason in Hamburg ;) Aber es macht ja einfach keinen Sinn, den Rucksack immer voller zu stopfen. Also versuche ich mich die meiste Zeit mit Fotos von den Dingen zu begnügen, die mir gefallen. Vielleicht kann ich sie später in Deutschland ja auch finden oder sogar selbst machen. Genug Zeit werde ich ja vermutlich erst einmal haben...
Beeindruckt oder gefallen hat mir auch das Denkmal, welches zum Andenken an die beim Erdbeben umgekommenen Menschen errichtet wurde. 185 weiß angemalte Stühle, für 185 Tote. Jeder Stuhl wurde von den jeweiligen Angehörigen der Opfer zur Verfügung gestellt.
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