Samstag, 22. November 2014

Port Chalmers, Dunedin und die steilste Straße der Welt

Dunedin ist eine kleine Studentenstadt im Süden der Südinsel. Eigentlich sagte mir jeder. Dass man sich nicht zu lange in Dunedin aufhalten, sondern lieber auf die vorgelagerte Halbinsel fahren solle. Aber da ich nur 1,5 Tage Zeit und kein Auto hatte, reichte mir auch die Stadt selber. Außerdem wollen die meisten Leute auf die Peninsula, um mit Delfinen zu schwimmen und Pinguine zu sehen. Das kann man gefühlt aber überall in Neuseeland...

Nachdem ich mir in einem kleinen Cafe um die Ecke erstmal einen Kaffee und köstlichen Cinnamon Bun gegönnt hatte, fuhr ich aber immerhin gleich am ersten Vormittag mit dem öffentlichen Bus nach Port Chalmers. 


Ein ziemlich kleiner Ort ca. eine halbe Stunde außerhalb von Dunedin, mit Ausblick auf die Peninsula. Beim Hochlaufen zu einem der Aussichtspunkte, lief ich neben einem älteren Herr, mit dem ich direkt ins Gespräch kam. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und Politik, bis er an seinem Haus ankam und verabschiedeten uns dann wieder. Wie das halt so geht hier drüben. 



Nach einer Stunde und einem weiteren Hügel hatte ich dann auch schon alles gesehen, was es in Port Chalmers zu sehen gab und machte mich auf die Rückfahrt nach Dunedin, wo ich zielstrebig in einen Canterbury-Shop ging und einer der Trainingshosen anprobierte, mit denen in Australien und Neuseeland ungefähr jeder herumläuft. Ich weiß jetzt auch warum... Weil sie mit dem Innenfutter soooo gemütlich sind, dass man sie einfach kaufen muss :) Tatsächlich musste ich meine Garderobe auch noch um ein paar frühlingstaugliche Klamotten erweitern. Und da man hier nie schräg angeguckt wird, wenn man in Sporthosen durch die Gegend läuft, weil das zum normalen Stadtbild dazugehört, passte das ja auch ganz gut. Dafür konnte ich mich dann immerhin beherrschen, als ich im offiziellen Merchandising Shop der All Blacks umsah. 140$ für eine Adidas Fleecejacke... Stattdessen unterhielt ich mich noch ein bißchen mit dem Verkäufer und ließ mich über die Unterschiede zwischen Rugby und American Football aufklären. Kann ja nicht schaden, nicht komplett ahnungslos zu sein, wenn man sich das erste Mal den Nationalsport und -stolz der Neuseeländer live im Stadion anschaut. Das nötige Ticket für das Spiel der All Blacks in Wellington gegen Südafrika - die aktuell besten Mannschaften der Welt - hatte ich mir morgens schon im Ticketshop besorgt. 

Ansonsten lief ich an diesem Nachmittag noch ein bißchen die Straßen und die Gegend um den Hafen ab und nutzte das gute Licht für ein paar schöne Fotos ;)



Für den nächsten halben Tag, den ich noch bis zur Abfahrt nach Queenstown hatte, hatte ich mir noch das Erklimmen der, lt. Guiness Book of Records, steilsten Straße der Welt vorgenommen. Sie hat eine Steigung von 35%. Für so eine Aufgabe muss man natürlich gestärkt sein. Also gab es nochmal Kaffe und Cinnamon-Bun, weil's so lecker war :)


Nachdem ich dann erst einmal die 3,5km zur Baldwin Street zurückgelegt hatte, nahm das Hinauflaufen auch ordentlich Zeit in Anspruch. Im Zweifel ist das Gehen dort aber gut für die Waden, die werden mal ordentlich durchgedehnt. Wenn man es nach oben geschafft hat, ist die Belohnung in Form der Aussicht ziemlich gut. Wie schon fast die ganze Zeit, war auch an diesem Tag wieder strahlender Sonnenschein und blauer Himmel. 





Auf dem Rückweg lief ich durch den botanischen Garten. Wie alle anderen botanischen Gärten in Neuseeland, ist auch dieser traumhaft schön und gepflegt, trotz der Tatsache, dass es erst Frühlingsanfang war und noch gar nicht so viele Pflanzen blühten.


Ein Highlight hatte ich dann noch vor besteigen des Buses. Es könnte ja nicht schaden, noch was zu essen, bevor ich mich wieder auf eine vierstündige Fahrt begebe. Die Wahl fiel auf ein Sandwich von Subways. Eigentlich ja nichts Besonderes. Die Tatsache aber, dass dies mein allererster Besuch bei Subways war und ich keine Ahnung hatte, was für Entscheidungen man da alles treffen muss, in Kombination mit dem wirklich fiesen Akzent des Verkäufers, führte dazu, dass ich ungefähr 'Zero' verstand. Ich musste - ungelogen - bei jeder Frage, die er mir stellte, nochmal nachfragen, was er gesagt hatte. Und das nach 3,5 Monaten reisen und Englisch sprechen. Da habe ich mich für einen kurzen Moment mal komplett dumm und unfähig gefühlt... Verging dann aber auch schnell wieder :)

Die folgende Fahrt nach Queenstown ließ mich alles vergessen. Die war wirklich die schönste von allen. 4 Stunden Fahrt und gefühlt alle halbe Stunde eine komplett andere Landschaft. Unfassbar ist wirklich, wie das ALLES und IMMER so schön sein kann. Schlafen auf den Busfahrten ist echt eine Todsünde. Und spätestens dann wusste ich auch, dass selbstfahren nur halb so gut sein kann, weil man sich halt immer auf die Straße konzentrieren muss und kaum was von der ganzen Schönheit oder zumindest nicht in der vollen Pracht mitbekommt.






Montag, 17. November 2014

Lake Tekapo - Is this real?

Sonntagmorgen ging es dann los. Tina und Neil brachten mich zum Bus und schon drei Stunden später war ich am Lake Tekapo. Dort hatte ich vermutlich das Hostel mit der schönsten Aussicht auf meiner ganzen Reise. 


Strahlender Sonnenschein und türkisblaues Wasser begrüßten mich und machen das Fotografieren so einfach. 

Für den Nachmittag nahm ich mir den 1,5 stündigen Hike zur Spitze des Mount John vor. Taumhaft! Ich konnte mich noch immer wie ein Kind über die ganze Natur und frische Luft freuen, das Spiel der Sonnenstrahlen zwischen den Zweigen der Bäume und Geräusche, die nur aus dem Wald und von den Vögeln kamen. Sooo weit weg von Asien und Großstädten. Ich kann Euch aber auch schon sagen, dass das unabhängig von Asien permanent in Neuseeland so war. Wer hier nicht zur Natur findet, der wird es niemals tun. 



Die frühlingshaften Temperaturen und der teilweise noch liegende Schnee störten mich hierbei gar nicht. Und beim laufen wird einem ja eh warm.


Beim Blick in die Anlage mit den in Reiseführern und Prospekten angepriesenen, heißen Quellen, hakte ich diese für mich schonmal ab. Mag sein, dass das Wasser aus Quellen kommt, drumherum waren sie aber mit normalen Plastikschalen versehen worden, so dass man eher das Gefühl hatte, dass es sich um ein normales Schwimmbad handelte. Da hatte ich auf Island schon einmal deutlich authentischeres erlebt.

Der Ausblick zu meinem heißen Kakao im Astro Cafe auf dem Mount John war dann allerdings einmalig und wurde ausgiebig von mir genossen. Definitiv einer der Momente, in denen ich für Außenstehende vermeintlich dämlich vor mich hin grinste. Man muss auch nur mal genießen können :)




Nach der Rückkehr suchte ich mir noch einen schönen Platz am Rande des Sees und genoß den Sonnenuntergang. Es hätte ja sooo romantisch sein können, auf dieser Reise. So wird aber immerhin eine immer bessere Fotografin aus mir. Um mich mal kurz selbst zu loben ;) 


Ausklingen ließ ich den Tag dann im Gemeinschaftsraum des Hostels mit Blick auf den See und den sternenübersäten Himmel und einem warmen Kaminfeuer im Rücken. Ich habe auch schlechtere Hostels gesehen auf meiner Reise...

Am nächsten Morgen entschied ich mich dann ganz gewagt, rechts herum um den See zu laufen. Nicht, ohne ein Foto der kleinen Kirche, die angeblich zu den meistfotografiertesten Sehenswürdigkeiten in Neuseeland gehört, zu machen und dem bronzenen Dingo. Die dazugehörige Geschichte habe ich allerdings schon wieder vergessen... 



Mittags stand dann auch schon der nächste Transfer, der 6 Stunden dauern würde, an. Die Studentenstadt Dunedin sollte meine nächste Station sein.

Neuseeland - das andere Ende der Welt

Am 26. August landete ich mittags in dem Land, welches am weitesten entfernt von meiner Heimatstadt sein würde. Neuseeland ist außerdem das Land, von dem ausnahmslos jeder, der schon einmal da war, sagt, dass es unfassbar schön ist und die Leute außergewöhnlich nett und entspannt sind. 
Ich wurde dann aber vor allem erstmal von netten Deutschen am Flughafen abgeholt. Tina, eine ehemalige Kollegin von Sportfive, und ihr dreijähriger Sohn Neil erwarteten mich schon fast am Ausgang. Tina hatte ihr Handy zu Hause vergessen und ich musste meins erstmal aufladen, als ich ankam. Also wurde nichts aus dem verabredeten Zusammenklingeln. Aber gefunden haben wir uns dann trotzdem. 


Familie Peters hat mich auch für die ersten fünf und die letzten zwei Tage meines Aufenthalts in ihrem Haus ca. 20min außerhalb von Christchurch aufgenommen. So hatte ich nach Shanghai nicht nur wieder bekannte Gesichter um mich, sondern konnte auch erst einmal in Ruhe überlegen, wie ich die nächsten 3,5 Wochen gestalten wollte. Dank exzellenter Busverbindungen und Tipps von diversen Leuten, war das dann auch gar nicht so schwer. 

Die ersten Tage gestalteten sich also erst einmal ganz entspannt. Ein bißchen Sightseeing in Christchurch und Umgebung, lecker Frühstücken ohne Neil, Eisenbahn spielen mit Neil, schlendern über den Farmer's Market und einfach ausruhen. Und was habe ich gesund gegessen in der Zeit! Tina kocht echt lecker, frisch und mit viel Gemüse. Wenn der dreijährige Sohn sämtliches Gemüse ist und von gefrorenen Beeren mit Naturjoghurt spricht, wenn er noch was Süßes nach dem Essen will, hat man eine Menge richtig gemacht, würde ich sagen.



Nachdem ich schon einen Tag mit den beiden durch die Stadt geschlendert und zum Victoria Park gefahren war - von dem man einen herrlichen Ausblick auf die Banks Peninsula hat - machte ich mich auch nochmal alleine in die City auf. Zum einen wollte ich zum Krankenhaus, weil meine Schmerztabletten sich dem Ende zuneigten und zum anderen nahm ich mir nochmal Zeit zum Fotografieren. 

Das mit dem Krankenhaus hatte sich dann schnell erledigt, nachdem man mir sagte, dass ein einfacher Termin beim Arzt, damit mir dieser ein Rezept ausstellen könnte, 400 NZ$ kosten würde. Ich entschied mich lieber für die Variante, die niedriger dosierten, frei käuflichen Tabletten zu nehmen und davon dann einfach mehr. 

Das Fotografieren nahm mehr Zeit in Anspruch. Christchurch ist tatsächlich eine sehr spezielle Stadt. Eigentlich die zweitgrößte Stadt in Neuseeland, zerstörte das zweite der beiden großen Erdbeben in 2010 und 2011 fast den kompletten Stadtkern. Lt. Tina war in der ersten Zeit nach dem Erdbeben die gesamte City abgesperrt, heute kann man die meisten Straßen wieder passieren, allerdings sind die Auswirkungen noch immer ziemlich präsent und das Zentrum eher nicht mehr vorhanden. Überall stehen kaputte, leere und abgesperrte (Geschäfts-)Häuser, die teilweise aussehen, als wenn hier ein Krieg geherrscht hätte - über und über mit Löchern und Rissen bedeckt. Ich hatte das Gefühl, dass nur nicht alle kaputten Häuser gleichzeitig abgerissen werden, weil dann nur noch eine große, freie Fläche wäre, wo früher das Herz der Stadt schlug. Auf der anderen Seite gibt es aber auch unzählige schöne Ecken, wie z.B. den Botanischen Garten, die überall blühenden Magnolienbäume und die Stellen, an denen die Gap Filler bestehende Freiflächen für einen gewissen Zeitraum füllen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit lokalen community groups, Künstlern, Architekten und sonstigen Leuten, die daran Spaß haben, kreativ zu sein. Im Mittelpunkt der Installationen/Nutzungen sollen stets die Menschen stehen (www.gapfiller.org.nz). Weiteres Zeugnis der Kreativität in der Stadt, sind die vielen Graffitis, von denen einige von den jeweiligen Rettungs-Teams hinterlassen wurden, die in dem jeweiligen Stadtteil nach dem Erdbeben 'aufgeräumt haben. 







Vielleicht auch deshalb und weil es ein Ort ist, an dem einfacher Arbeit zu finden ist, als anderswo in Neuseeland zieht es immer noch viele Leute nach Christchurch. Tatsächlich auch gerade wegen der Erdbeben. Aufgrund der nötigen Arbeiten für den Wiederaufbau sind eine Menge Arbeitsplätze zusätzlich entstanden.

Beim Schlendern durch die ReStart Mall, einem temporären Einkaufszentrum aus Containern, konnte ich dann noch so gerade noch meinen Kaufrausch unterdrücken. Sooo viele schöne Kleinigkeiten, ein bisschen, wie bei Kalason in Hamburg ;) Aber es macht ja einfach keinen Sinn, den Rucksack immer voller zu stopfen. Also versuche ich mich die meiste Zeit mit Fotos von den Dingen zu begnügen, die mir gefallen. Vielleicht kann ich sie später in Deutschland ja auch finden oder sogar selbst machen. Genug Zeit werde ich ja vermutlich erst einmal haben...


Beeindruckt oder gefallen hat mir auch das Denkmal, welches zum Andenken an die beim Erdbeben umgekommenen Menschen errichtet wurde. 185 weiß angemalte Stühle, für 185 Tote. Jeder Stuhl wurde von den jeweiligen Angehörigen der Opfer zur Verfügung gestellt.



Donnerstag, 6. November 2014

Stopover in Sydney

Da ich in Sydney ja bereits 2010 mehr als eine Woche verbracht hatte, war dieses Mal für die zwei Tage, die ich hier sein würde, easy going angesagt. Ausschlafen, Kaffeetrinken in der Sonne, meine Kamera und ihre weitergehenden Einstellungen ausprobieren und den Reiseführer für Neuseeland lesen. Außerdem musste ich ja meine Garderobe noch ein wenig erweitern. In Sydney hatte zwar schon schönstes Frühlingswetter zu bieten, aber in Neuseeland würde es sicher nochmal kälter werden. Also ging es an einem Tag ab nach Bondi Beach. Und, oh Wunder, bei between the flags war gerade Winter-Sale :) da habe ich den Hoodie also für 40$ Anstatt 80$ bekommen. Danach habe ich mich noch ein bisschen an den Strand gesetzt und dem Treiben zugeguckt. Wobei ich nicht ganz verstanden habe, warum so viele Leute baden. Ich habe nur mal kurz meine Zehen in das Wasser gesteckt. Das hatte nicht mal Ostsee-Temperatur... In der Sonne zu sitzen war allerdings schon ziemlich gut. Auch hier musste ich nicht auf meine 'geliebten' Chinesen verzichten. Zuhauf pilgern sie hier an den Strand, posen für ein paar Fotos und gehen wieder. Die Inder springen wenigstens nochmal rein, ins kalte Nass.



Am nächsten Tag bin ich dann durch den botanischen Garten und durch The Rocks an der Harbour Bridge geschlendert. Das Leben kann so schön entspannt sein :)


Red Centre und Uluru

Der Ausflug zum Uluru (Ayers Rock) war, wie der Besuch der Chinesischen Mauer, etwas, was ich mein ganzes Leben schon machen wollte. Genau genommen hatte ich Australien auch nur wegen diesem Trip auf meiner Route. Mit 350A$ zzgl. der Flüge ins Red Centre ein teures Vergnügen. Aber das war es allemal wert!

So bin ich also schon am 19.8. morgens um 6 Uhr aufgestanden, um rechtzeitig meinen Flug von Melbourne nach Alice Springs zu erwischen. Im Vergleich zu den nächsten Tagen war das noch Ausschlafen... Gegen Mittag kam ich im Hostel, Alice's Secret Travellers Inn, ein ausgewiesenes Nicht-Party-Hostel, an. Was aber auch nicht hieß, dass hier mehr ältere Leute wohnten. Es waren eher mehrere Langzeitgäste, die Working Holidays machen, als Tour Guides arbeiten oder doch wieder nur ein paar Anfang 20-jährige. Was soll's, manche von denen sind ja dann doch ganz nett und interessante Gesprächspartner. Auf jeden Fall sind die Backpacker in Australien anders, als in Asien. Oder einfach nur jünger, weil so viele hierher zum Arbeiten kommen. 

Nachdem ich meine Wäsche gemacht hatte - für 5A$ pro Maschine, im Vergleich zu Asien, wo man 1$ pro kg inkl. Trocknen zahlt - habe ich mich auf einen Spaziergang durch die Stadt oder besser das Städtchen gemacht. 

Wenn man Geschichten zu Alice Springs hört, sind die in der Regel nicht so besonders fröhlich. Sie handeln viel von den Aboriginies, die dort wohnen und den ganzen Tag betrunken in der Stadt rumlungern, weil sie arbeitslos sind. Man solle lieber vorsichtig sein und sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine auf den Straßen aufhalten, den Leuten niemals direkt in die Augen gucken und auf keinen Fall den Todd River überqueren. Mein Hostel lag übrigens auf eben jener anderen Seite des Flusses, der in den seltensten Fällen ein Fluss ist und in der Regel ein langer Landstrich mit vielen Bäumen und Sand, wo sich viele der Aboriginies zurückziehen. Auf Nachfrage sagte mir Josh vom Hostel, dass es tatsächlich die Probleme in der Stadt gibt (die Stories gehen von Raub, über angezündete Autos und Prügeleien bis hin zu Vergewaltigungen), es sei aber nicht so schlimm, wie es in den Nachrichten oder im Internet dargestellt würde. Unser Guide später auf der Tour, relativierte das Ganze dann nochmal deutlich stärker. In der Tat hat auch Heff nicht empfohlen, nachts alleine durch die Gegend zu laufen, aber man müsse nicht in ständiger Angst um sein Leben sein. Alice Springs hat ca. 24.000 Einwohner, davon 8.000 Aboriginies. Der größte Teil von ihnen führt ein normales Leben und geht einer geregelten Arbeit nach. Der andere Teil hält sich in Gruppen in der Stadt auf und sitzt auf den Grünstreifen herum, spätestens gegen Abend trifft man auf relativ viele alkoholisierte Menschen. In anderen Städten würde es ja auch Arbeitslose und Obdachlose Menschen geben, die dann in Parks herumhängen, meinte Heff. in Alice Springs wäre es also nicht anders. Ich fand es allerdings schon ziemlich komisch durch die Stadt zu laufen. Die Anzahl der Leute, die sich auch tagsüber in der Stadt auf den Grünflächen oder vor Supermärkten aufhalten, ist im Verhältnis deutlich höher, als man das sonst gewohnt ist. Angst muss man sicher nicht haben, auch wenn die Sprache, ähnlich wie im Chinesischen sehr laut ist. So hat man häufig den Eindruck, dass Leute streiten, obwohl das gar nicht der Fall ist. 
Obdachlos sind Aboriginies in der Regel, weil sie zum einen arbeitslos sind, in der Folge dann eher öfter Alkohol trinken, was in deren Communities, in denen sie leben, nicht geduldet wird und sie deshalb dann verstoßen werden. Das verstärkt die Spirale dann nochmal, was in der Tat ähnlich zu allen anderen Orten auf der Welt ist. 

So richtig habe ich mich mit der Geschichte der Aboriginies noch nicht beschäftigt, finde aber sicher noch ein passendes Buch, dass ich auch dazu lesen kann. Was die Kultur angeht, kann ich auch schon einmal vorausschicken, dass ich dazu nicht allzu viel während der drei Tage am und um den Uluru dazugelernt habe. Das liegt allerdings in Teilen auch daran, dass die Aborigines nur einen Teil davon preisgeben, den Rest aber nicht erzählen, weil sie es für sich schützen wollen. Zum einen vielleicht verständlich, wenn man irgendwann von europäischen "Eindringlingen" aus seinem Land vertrieben wurde und einem nur dieselben Rechte, wie Tieren eingestanden wurden (was sich auch erst in den 70ern geändert hat). Zum anderen ist es immer ein bisschen schwer vermittelbar, wenn einem Hintergrundwissen zu bestimmten Verhaltensweisen fehlen. Wobei ich mir gerade denke, während ich das schreibe, dass es eigentlich ausreicht, dass die Erklärung dafür, dass der Uluru ein ganz besonderer Ort für die Aboriginals ist, weil sie dort seit Jahrhunderten ihr Leben verbracht haben. Dies der Ort war, an dem Traditionen an die Nachfahren weitergegeben wurden, Kinder geboren, Alte gestorben, Trauer abgehalten wurde... So oder so war für mich von vornherein klar, dass man es respektiert, wenn man darum gebeten wird, den Uluru nicht zu erklimmen. Zumal man von dort oben eh fast nur plattes Land sieht. Schließlich ist der Uluru die Hauptattraktion in der Gegend. Außer den 50km entfernten Kata Tjuta (The Olgas) und dem 300km entfernten Kings Canyon gibt es da oben nix zu sehen. Dennoch sind es immer noch eine Menge Leute, die zumindest versuchen, den Felsen zu erklimmen, viele scheitern jedoch auch, weil es in der Regel irgendwie die unfitten, dicken Leute sind, die meinen, da hoch zu müssen. Immerhin dient das der Belustigung der Untenstehenden :)

Am Morgen des 20. sollte es dann also losgehen. 3 Tage ins Outback. 1500km im Bus und abgesehen von den Wegen zu den Campingplätzen würden wir dabei nur 2x abbiegen. Ansonsten geht es straight geradeaus. Um 6 Uhr war Pick-Up. Um 5 Uhr wecken... Am ersten Tag stand der Kings Canyon auf dem Plan, mit diversen Stopps an Camel-Farms (Ursprünglich nicht in Australien beheimatet, dann aber hergebracht, lebt heute die größte Anzahl an wilden Kamelen weltweit hier. Die Exemplare sind so gesund und wohlgeraten, dass sie sogar aus Australien nach Saudi Arabien als Renn-Kamele zurückverkauft werden. Eine Runde reiten, gefühlte 3min, 7$. Nix für meinen Rücken), Aboriginal-Gallerien, und im Nirgendwo, um Brennholz für abends zu sammeln! Ich habe mir am Anfang einen kleinen Kaffee für noch nur 4,80$ gegönnt. Im Laufe der Reise stieg der Preis noch auf 6$. Der Grande Latte bei Starbucks, der fast doppelt so groß ist, kostet in der Regel 4,70$... Macht ja aber auch alles einen langen Weg, bevor es hier draußen verkauft werden kann.
Gegen 13Uhr kamen wir dann am Kings Canyon an. Die 3,5-stündige Wanderung war schon wunderschön. Allerdings musste ich auch immer ein bisschen daran denken, dass ich im November/Dezember ja auch noch den Grand Canyon sehen werde, der dann doch ein bisschen größer ist... Nichtsdestotrotz war es toll und bei inzwischen wieder angenehmen Temperaturen von ca. 22-24 Grad, ließ es sich gut wandern. Hier lernten wir dann auch das erste Mal, dass die typische rote Farbe gar nicht die ursprüngliche der Felsen in der Gegend ist. Diese entsteht erst durch den Kontakt mit der Umwelt und die folgende Oxidierung. Normalerweise ist alles langweilig grau. 




Abends wurde irgendwo im Nirgendwo gecampt. Letzter Toiletten-Stopp geschah schon vorher, danach gab es nur noch ein hole-in-the-ground. Aber immerhin zum Dinner lecker Känguruh-Steaks, Camel-Burger und Beef-Sausages vom Grill. Bevor wir in unsere Swags stiegen, haben wir noch ein bisschen den unfassbaren Sternenhimmel bestaunt. Es war fast schwerer, eine Stelle ohne Stern zu finden als anders herum. Leider musste dann später einer der drei mitgereisten Männer, deren Ruf alle Ehre machen. Er hat so laut geschnarcht, dass ich trotz Musik auf den Ohren nicht vor halb eins schlafen konnte. Zuzüglich der zahlreichen Wachphasen aufgrund von Kälte (ca. 4 Grad) war die Nacht für mich nicht besonders lang. Ach ja, und um 5 Uhr ging es dann ja auch schon wieder weiter... 


Erster Stopp, Toilette. Danach auf den Campingplatz für die nächste Nacht, mit heißen Duschen und extra Sonnenaufgangsblick auf Uluru und Kata Tjuta - unser Ziel für den Vormittag. hier traf ich auch wieder Marius und Hernando von der Great Ocean Road Tour zum insgesamt 4. Mal. Die Lappen hatten noch mehr für Ihre Tour gezahlt und deshalb in richtigen Zelten geschlafen. Das kann ja jeder!


Die Wanderung an den Olgas, oder eben Kata Tjuta (wie sie von den Aboriginies genannt werden). Dauerte 2,5 Stunden und war deutlich einfacher als am Vortag. Es handelt sich ebenfalls um eine Felsformation, allerdings ein bisschen vielfältiger, als der Uluru. 


Nachmittags sind wir im Info-Centre des Nationalparks gewesen. Mir hat das nicht so wahnsinnig weitergeholfen, was das Verständnis der Kultur angeht. Aber der Kaffee war gut und ich habe für meine geschundenen Arme eine Avocado-Oil-Creme erstanden. Die hilft wenigstens ein wenig gegen die trockene Luft.

Zum Sonnenuntergang ging es dann auf den Lookout für die Reisebusse. Dank der Luxusliner hatten wir sogar kurzzeitig freies WiFi, das einzige Mal in den drei Tagen. Netzempfang gibt es eh nicht in der Gegend. Hinzu kamen aber natürlich auch wieder unzählige andere Touristen. Ich will gar nicht wissen, was für ein Kampf das ist, wenn man während der High-Season hierher kommt. Wobei ich auch nicht verstehen kann, wie man freiwillig im Sommer bei 47 Grad diese ganz Nummer abziehen kann... 


An dieser Stelle habe ich mal kurz meine autoritäre Ader heraushängen lassen, als zwei der asiatischen Kinder sich auf meinen auserkorenen Platz auf dem Picknicktisch stellten. Ich glaube, es hackt! Ein kurzes, bestimmtes "Ey!" genügte dafür, dass sie mich ängstlich ansahen und wieder herabstiegen. Die können sich schön hinterher die Bilder ihrer Eltern angucken, aber mir nicht meinen Premium-Platz wegnehmen.
Der Sonnenuntergang war wirklich beeindruckend und schön. Das Gefühl endlich hier zu sein, nachdem ich so lange darauf gewartet hatte, war wirklich unglaublich. Und zudem gab es dann noch guten, ausreichenden Champagne als 'Beilage' zu dem ganzen. Was will man da mehr :) Und wenn ich es mir jetzt so überlege, ist es der erste Sonnenuntergang, bei dem ich nicht einen Gedanken daran verschwendet habe, dass es noch viel schöner wäre, wenn in diesem Moment noch jemand neben bei stehen würde. Und JETZT könnt Ihr wirklich einschätzen, wie beeindruckend das Ganze war ;)

Danach ging es zurück ins Camp, essen fassen (Burritos), restlichen Schaumwein trinken und schlafen. Dies funktionierte diese Nacht auch schon viel besser.

Am nächsten Morgen wurden wir dann zur Abwechslung um 5 Uhr geweckt. Sonnenaufgang am Uluru. Den ersten Teil an gleicher Stelle, wie zum Abend zuvor, den zweiten Zeil dann direkt am Felsen. Und während wir den 2-stündigen Basewalk um den Felsen herum machten, stieg die Sonne immer höher und ließ ihn in dem, von Fotos bekannten, intensiven rot erstrahlen. UNFASSBAR toll! Mother nature is still the best entertainer, I guess! 


Danach sind wir dann über die bekannten Stopps - denn dort sind auch die Tankstellen - zurück nach Alice Springs gefahren. Am Ortseingang machten wir zum letzten Mal für ein paar Fotos halt, bevor wir dann wieder alle in unseren Hostels abgeliefert wurden. Abends trafen sich dann alle noch auf ein Gläschen in einer Bar wieder. Das war noch ganz nett, weil es mit der Gruppe und vor allem mit Rio (aus Indonesien), Sherry (aus Hongkong), Ruggero und seiner Freundin (aus Italien) und den beiden  Holländerinnen, Lianne und Vera viel Spaß gemacht hat. Ausgeartet ist es aber auch diesmal nicht, weil wir alle ganz schön platt von den letzten drei Tagen waren. Kaputt aber glücklich :)